Am Samstag, den 25.07.2015 machten wir, eine Gruppe der diesjährigen Firmlinge, uns mit unseren Firmbegleitern auf den Weg nach Heiligenbronn, um dort einmal Klosterluft zu schnuppern und das Leben in einem Kloster kennenzulernen.
Neugierig und gespannt auf das, was uns wohl erwartet, wurden wir an der Pforte von Schwester Johanna begrüßt, die uns im Jugendbereich des Klosters unsere Zimmer zeigte und uns das ganze Wochenende über begleitete.
Bei der anschließenden Kloster-Rallye galt es, anhand von Fotos verschiedene Gebäude oder markante Punkte zu suchen und das Kloster so ein wenig kennenzulernen.
Dabei wurde uns bewusst, wie groß die Klosteranlage in Heiligenbronn mit ihren Schulen und Werkstätten tatsächlich ist: Neben den Ordensschwestern der Franziskanerinnen arbeiten dort noch ca. 1000 weitere Leute, die meisten davon im Einsatz für blinde, taubblinde, taubstumme und behinderte Menschen allen Alters.
Am Nachmittag konnten wir dann auch selber einmal die Erfahrung machen, wie es ist, nur sehr wenig oder gar nicht sehen zu können. Ausgerüstet mit Blindenstöcken und Brillen, die eingeschränktes Sehen simulieren, war es gar nicht so einfach, sich im Klostergelände zu orientieren oder sich etwa einen Ball zuzuwerfen.
Als Highlight durften wir anschließend einen Besuch in der Wohngruppe Fridolin machen, wo acht mehrfach behinderte Menschen zusammenleben. Sie empfingen uns herzlich, zeigten uns ihre Zimmer und erzählten aus ihrem Alltag und von ihren Hobbies.
Sehr beeindruckend war es für uns zu sehen, wie viele Stärken und Begabungen diese Menschen haben und wie sie es schaffen, mit ihren Handicaps zu leben. Joachim z.B. ist taubblind und trotzdem ein hervorragender Korbflechter. Er zeigte uns die Sprache, in der Taubblinde miteinander reden: das Lormen. Ganz bestimmte Punkte oder Striche auf der Handfläche bedeuten verschiedene Buchstaben.
Die blinde Petra erklärte uns die Blindenschrift, das Brailles-Alphabet, und schrieb unsere Namen auf ihrer speziellen Brailles-Schreibmaschine.
Der blinde Manfred ist ein hochbegabter Musiker mit absolutem Gehör. Welches Lied auch immer man sich von ihm wünschte, er konnte es perfekt und ohne Noten auf dem Klavier spielen. So hatten wir auch viel Spaß, mit ihm zu singen.
Nach einer Runde „Mensch-ärgere-dich-nicht“ mit Joachim und drei Firmlingen, die sich dabei die Augen verbunden hatten, war der Nachmittag in der Wohngruppe Fridolin dann auch schon wieder vorbei. Wir werden ihn sicher nicht so schnell vergessen.
Doch auch das Spirituelle kam nicht zu kurz. Nach dem Abendessen nahmen wir am Abendgebet der Ordensschwestern teil.
Anschließend führte uns Schwester Johanna durch eine Ausstellung mit Tonfiguren eines peruanischen Künstlers, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. Wir lauschten in der Stille ihren Gedanken und schrieben unsere Wünsche und Bitten an Jesus in einen persönlichen Brief, den Schwester Johanna uns dann in einem Jahr zuschicken will.
Nach Einbruch der Dunkelheit war im Klosterhof Open-Air-Kino angesagt mit dem Film „Honig im Kopf“. Die Nacht war dann zwar etwas kürzer als sonst, aber nach dem Frühstück am Sonntagmorgen waren wir alle um neun Uhr wieder in der Klosterkirche im Gottesdienst, wo eine blinde Frau die Lesungen in Brailles-Schrift vortrug.
Den Abschluss bildete eine kleine Wallfahrt von Quelle zu Quelle, bei der wir Steine mit unseren Sorgen beschrifteten und diese am Marien-Wallfahrtsbild in der Kirche ablegten.
Die Kerzen, die wir dabei entzündet haben, sind ein Zeichen dafür, dass Gott das Belastende und Schwere in unserem Leben wieder hell machen wird.
Damit ging ein Wochenende im Kloster zu Ende, das uns alle begeistert hat. Gemeinsam waren wir uns einig: Kloster ist ganz anders als das, was wir uns darunter vorgestellt hatten.
Besonders beeindruckend war, wie die Menschen mit und ohne Behinderung dort zusammenleben und miteinander umgehen.
Sarah Puttkammer